Seit der Veröffentlichung der Correctiv-Rechercheergebnisse fanden deutschlandweit bereits zahlreiche Demonstrationen gegen rechts statt. Bei der Demo in Lüneburg waren viele von uns sogar vorne mit dabei. Nur zu demonstrieren wird jedoch nicht ausreichen, um den seit Jahren stattfindenden Rechtsdrift umzukehren.
„Wehret den Anfängen!“, heißt es, doch es hat längst begonnen. Es ist kein plötzlicher Ruck, der durch die Recherche offengelegt wurde. Der öffentliche Diskurs hat sich im Laufe der letzten Jahre stetig nach rechts verschoben.
Das zeigt sich auch darin, dass vormals rechte Kampfbegriffe und/ oder das, wofür sie stehen, in den alltäglichen Sprachgebrauch übergegangen sind. Das ist damit gemeint, wenn von einer Normalisierung rechter Ideologie, Rassismus und rechtsextremer Positionen gesprochen wird oder davon, dass rechtes Gedankengut in der „Mitte der Gesellschaft“ angekommen ist. Politische Entscheidungen, wie die gerade beschlossene Verschärfung des Abschiebungsgesetz (sogenanntes „Rückführungsverbesserungsgesetz“), schlagen genau in diese Kerbe, ebenso die Normalisierung rassistischer Sprache.
Deshalb wird es nicht reichen, wenn wir nur demonstrieren gehen – so eindrucksvoll die Bilder auch sind und so wichtig das Zeichen ist. Es reicht auch nicht aus, einfach gegen die AfD zu sein. Das verkennt die Reichweite des Problems. Wir müssen menschenverachtende Praktiken benennen und dort bekämpfen, wo sie uns begegnen. Immer. In dieser Stellungnahme der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland könnt ihr noch weitere wichtige Punkte finden, warum die bei dem Geheimtreffen bekannt gewordenen Pläne inhaltlich keine große Überraschung darstellen – und warum es gerade deshalb absolut notwendig ist, gerade jetzt (weiter) aktiv zu sein.
Was tun? Was tun!
Eine nicht zu unterschätzende Wirkung der Demonstrationen ist vielleicht die Erkenntnis: Wir sind nicht allein und wir sind viele. Das ist ein guter Ausgangspunkt, denn um dem anhaltenden Rechtsdrift etwas entgegenzusetzen, müssen wir zusammenhalten und gemeinsam aktiv werden oder bleiben! „Nie wieder“ ist genau jetzt – oder eigentlich schon seit einer ganzen Weile. Umso wichtiger ist es, auch spätestens jetzt im eigenen Umfeld und darüber hinaus aktiv zu werden. Auch auf Demonstrationen sollten wir weiter gehen: Hand in Hand gegen Faschismus und Menschenfeindlichkeit.
Organisiert euch!
Falls ihr euch nicht ohnehin schon bei einer lokalen Initiative engagiert, findet ihr hier einige Adressen in und um Lüneburg. Außerdem listen wir Beratungsstellen auf, an die ihr euch wenden könnt, wenn ihr mit menschenverachtenden Ideologien konfrontiert oder selbst davon betroffen seid. Auch Meldedienste sind dabei, bei denen ihr z.B. rassistische und antisemitische Vorfälle melden könnt.
- Antifa Lüneburg Uelzen
- Salt City Antifa
- Anna und Arthur
- beherzt
- Netzwerk gegen rechts Lüneburg
- Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN BdA)
- Seebrücke Lüneburg
- Omas gegen Rechts
- Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus
- Betroffenenberatung Niedersachsen
- Amadeu Antonio Stiftung
- Rias e.V.
- Aufstehen gegen Rassismus
Linke und antifaschistische Praxis braucht Räume – gerade jetzt! Umso schwerer wiegt die Räumung des Böllhauses, das viele Initiativen unter einem Dach vereint hat.